Die Schülerinnen und Schüler der Bernard Overberg Schule aus Recklinghausen staunten nicht schlecht, als sie am Dienstag, 28.03.2017, plötzlich einer echten Schlange in die Augen blickten. Für die rund 40 Jugendlichen der siebten bis zehnten Klasse hielt der Ausflug in den Tierpark + Fossilium Bochum so einige Überraschungen bereit.
Dabei drehte sich alles um das Thema „Bionik“. Welche Techniken sich der Mensch aus der Tier- und Pflanzenwelt abgeschaut hat, wurde anhand der vielen Tierparkbewohner anschaulich erklärt. Für den Projektvormittag nutzte die Zooschule erstmals den neuen Veranstaltungsraum des kürzlich eröffneten Multifunktionsgebäudes. Ausgestattet mit modernster Präsentationstechnik und großzügigen Gruppentischen, bietet der 170 m² große Raum beste Entfaltungsmöglichkeiten für die Bildungsarbeit des Tierparks. Gleichzeitig fängt die Einrichtung des Raumes die natürliche Atmosphäre des Zoos ein und gewährt über seine Panoramafensterfront einen freien Blick auf die benachbarten Tiere. „Mit unserer Zooschule haben wir uns in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Umweltbildungszentrum entwickelt. Um der stetig wachsenden Nachfrage nach unseren Zooschulprogrammen gerecht zu werden und unsere Besucher ansprechend betreuen zu können, mussten wir uns räumlich vergrößern. Wir freuen uns, dass wir die neugewonnene Fläche mit der Bernard Overberg Schule erfolgreich einweihen konnten“, so Zoodirektor Ralf Slabik.
Betreut wurden die Schülerinnen und Schüler der Recklinghäuser Realschule von Zoo- und Museumspädagogin Judith Becker: „Der Unterricht in der Zooschule ist etwas ganz Besonderes! Fast jedes Unterrichtsfach und –thema lässt sich auf die Tier- bzw. Zoowelt übertragen. Das macht unsere Arbeit in der Zooschule so vielseitig und spannend. Das Highlight ist natürlich die Begegnung mit lebenden Tieren. Durch die Ansprache verschiedener Sinne lassen sich Lerninhalte ganzheitlich vermitteln und bleiben lange in Erinnerung.“
Dem Thema „Bionik“ näherten sich die Jugendlichen zunächst ganz spielerisch. Mit Hilfe eines Memorys sollten sie technische Errungenschaften ihren tierischen Vorbildern zuordnen. Im Anschluss stand bereits die erste Begegnung mit einem echten Tierparkbewohner an: Die Stabschrecke ist als Vertreter der Insekten ein Vorbild für Roboter, die auch in der Raumfahrt zum Einsatz kommen. Wissenschaftler haben sich dabei speziell den stabilen Gang der Schrecke, bei dem immer drei der sechs Beine auf dem Boden bleiben, abgeschaut. Unter Anleitung konnten die Jugendlichen die Fortbewegung des astähnlichen Insekts auf ihrer eigenen Hand beobachten!
Aufgeteilt in Kleingruppen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler in der zweiten Hälfte des Bionikkurses jeweils mit einem besonderen Bewohner des Aquarienhauses. Hier wurden Schlange, Hai und Kofferfisch genau unter die Lupe genommen. Dabei sollten sie nicht nur den Körperbau und die Fortbewegung der Tiere beobachten, sondern auch den
Zusammenhang zwischen ihrem Gruppentier und dem jeweilig entsprechenden technischen Abbild ergründen. Doch was hat eine Schlange mit einem Langlaufski gemeinsam? Die Antwort darauf lieferte Zooschulschlange „Lola“. Während sich die kleine Kornnatter entspannt um Judith Becker‘s Hand wickelte, führte die Zoopädagogin das Reptil an den Schülerinnen und Schülern vorbei, sodass diese die Beschaffenheit der Schlangenhaut aus nächster Nähe betrachten und erfühlen konnten. „Durch den direkten Tierkontakt mit unserer ‚Lola‘ können wir den Schülern zeigen, dass die breiten Bauchschuppen es der Schlange ermöglichen, reibungsarm vorwärts zu kriechen, sie aber gleichzeitig so bremsen, dass sie nicht rückwärts wegzurutschen können. Diese Eigenschaft haben sich auch die Hersteller von Langlaufskiern zu Nutze gemacht und der Unterseite der Skier eine ähnliche Schuppenstruktur verpasst, mit deren Hilfe diese geschmeidig gleiten, während sie ihnen trotzdem Halt im Schnee bietet“, erklärt Judith Becker. Bei den Jugendlichen sorgte die Begegnung mit „Lola“ für echte „Aha“-Erlebnisse. So erfuhren sie, dass Schlangen gar nicht glitschig und andere negativen Vorurteile und Ängste ganz unbegründet sind. Judith Becker: „Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler für die Tierwelt, ist für uns das schönste Lob! Denn genau das ist es, was wir erreichen wollen.“
Die Zooschule des Tierparks bietet für alle Schulformen und Jahrgangsstufen individuell zugeschnittene Unterrichtsprogramme und Führungen an. Von der Tierbeschreibung im Deutschunterricht, über die Errechnung des Flächeninhalts eines Tiergeheges in der Mathematik, bis hin zur klassischen Evolutionsführung – das Angebot des außerschulischen Lernortes ist eng an den Lehrplan angelehnt und stellt in jedem Fall eine sinnvolle Ergänzung zum regulären Unterricht in der Schule dar.